Deutscher Journalisten-Verband Landesverband Nordrhein-Westfalen

Der zweite Bloggertag von Haus Busch und DJV-NRW war lang, lehrreich und lebendig

Hashtag Vielfalt

 

Viele neue Gesichter, viele neue Informationen: Der zweite Bloggertag im Journalisten-Zentrum Haus Busch hat richtig Spaß gemacht. Zum Netzwerken am ersten sonnigen Samstag im März kamen 25 Blogger und/oder Journalisten. Und auch dieses Mal gab es einerseits viel zu lachen – etwa als die freie Journalistin Andrea Hansen in der Vorstellungsrunde meinte: „Sich gegenseitig zu erzählen, wie knattergeil man ist, das ist mir suspekt.“ Andererseits war über weite Strecken konzentriertes Zuhören angesagt: bei den Vorträgen von Konny Gellenbeck von der taz Genossenschaft und Günter Mydlak vom Lokal­blog-Modell Hallo Herne.

Dass bei den Diskussionen in mehr als fünf Stunden nichts ausuferte, war Job von Kommunikationsprofi Kai Heddergott, der sein Moderatoren-Set in Münster gepackt hatte. Er forderte die Teilnehmer in Hagen auf, bei der Vorstellung in Hashtags zu denken. „Was ich vermeiden möchte, sind allzu leichtfertig gehaltene Co-
Referate“, erklärte Heddergott seine Strategie. Die ging nicht ­immer auf: Das machte das verwendete Hashtag #inderKürzeliegtdieWürze deutlich. Ansonsten fielen Begriffe wie #BloggenausSpaß, #Monetarisierung, #Vielfalt, #Medienjunkie, #Geldverdienen, #Ruhrgebietsliebhaber und #SauerländermitHerz.

Was diese Beispiel-Hashtags zeigen: Der lokale Blogger identifiziert sich mit der ­Region, in der er lebt. Er hat Spaß an Nachrichten und der Berichterstattung über sie. Gleichzeitig sucht er durchaus nach Finanzierungsmöglichkeiten für sein Blog. „Geld verdienen – das eint viele Besucher beim #hbbt15“, twitterte Journalist Werner Hinse. Doch jeder Jeck ist anders: „Kann ich mich durchs Bloggen überhaupt finanzieren? Soll ich das anstreben, ist das nicht der falsche Weg?“ Auch diese Gedanken gab es.

Das „Brot der Demokratie“

„Ich habe mich in den letzten Jahren viel mit der Finanzierung von Journalismus beschäftigt“, erklärte Konny Gellenbeck, die das genossenschaftliche Modell der taz vorstellte. „Journalismus ist das Brot der Demokratie, das darf nicht verloren gehen“, appellierte sie und unterstrich die Bedeutung von Vernetzung. Nur im
Gespräch mit anderen ließen sich journalistische Zukunftsmodelle finden: „Deshalb bin ich hier, um Menschen zu treffen und mit ihnen ein breites Netz über die Welt zu spannen.“ Zu diesem Netz zählen z.B. auch die Krautreporter, mit denen sie in kontinuierlichem Austausch steht. „Denn bei denen geht es jetzt darum, wie sie sich nach dem Start weiter finanzieren können.“

Das genossenschaftliche Modell – eine Alternative für Blogger? Da ist viel Arbeit zu leisten, denn tausend Unterstützer müssen es laut taz-Expertin für eine Genossenschaft schon sein. Gellenbeck machte ihren Zuhörern dennoch Mut: „Jeder hat einen Freund, einen Partner, kennt einen Zahnarzt.“ Sie zog Griechenlands Genossenschaftszeitung als Beispiel heran. Dort habe man zwar nicht viel Geld, aber Solidarität.

Nah, neutral und unabhängig

Mit Günter Mydlak und seiner fünfjährigen Erfahrung mit Hallo Herne ging der Austausch über erfolgreichen Journalismus vor Ort weiter. Mydlaks Blog zählt mehr als 200 000 Seitenzugriffe pro Monat und hat auch einige verlässliche Anzeigenkunden. Zum Durchhalten braucht er dennoch viel Leidenschaft für sein Projekt. Zuvor hatten sich die Blogger bereits gefragt, welche Themen generell, welche im Lokalen funktionieren. Nähe zu den Menschen, neutrale und unabhängige Berichterstattung sowie Service wurden als wichtige Aspekte für Lokal­blogger genannt. Zudem müsse das eigene Angebot regelmäßig überdacht, Zielgruppen identifiziert, neue Ideen entwickelt werden.

Obwohl Günter Mydlak deutlich gemacht hatte, dass der Anfang im Lokalen schwierig ist, befand Kai Heddergott: „Es gibt keine bessere Zeit als jetzt, um mit lokalen Inhalten zu starten.“ Und Ulrike Kaiser, stellvertretende DJV-Bundesvorsitzende, meinte: „Ich glaube, dass es viele Leute gibt, die für guten Journalismus zahlen würden.“

Silke Bender

JOURNAL 2/15

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