Kundgebung vor Brandenburger Tor in Berlin
300 Mitarbeiter:innen der Deutschen Welle protestieren gegen Personalabbau
Feste und Freie der DW aus Berlin und Bonn machten ihrem Unmut vor dem Brandenburger Tor Luft. Foto: Steffen Heinze
In Berlin haben am 10. Mai rund 300 Mitarbeiter:innen der Deutschen Welle gegen den Personalabbau beim deutschen Auslandsrundfunk demonstriert. Auf der Protestkundgebung vor dem Brandenburger Tor machten die Kolleg:innen aus Berlin und Bonn ihrem Ärger über die vorauseilenden Sparpläne von Intendant Peter Limbourg Luft, der im März den festen Freien in der DW Beendigungen ihrer Verträge und massive Einschränkungen angekündigt hatte. Damit solle eine voraussichtliche Lücke im DW-Budget im kommenden Jahr von 10 Millionen geschlossen werden.
„Ausgerechnet am 70. Geburtstag und nach sieben Jahren starken Wachstums werden langjährige Mitarbeiter auf die Straße gesetzt. Das ist eine Schande!“, sagte der DJV-Personalratsvorsitzende aus Bonn, Daniel Scheschkewitz, in seiner Ansprache in Berlin. Er verwies auf den gesetzlichen Auftrag der DW über das politische, kulturelle und gesellschaftliche Leben in Deutschland und Europa weltweit zu berichten. Diese Aufgabe werde angesichts der massiven Kürzungen in den Fachressorts Kultur, Nachrichten und Sport künftig nur noch schwer zu erfüllen sein.
Betroffene freie Mitarbeiter:innen beklagten in ihren Redebeiträgen die Kurzsichtigkeit des geplanten Kahlschlags, den sie auch als Zeichen der mangelnden Wertschätzung ihrer Arbeit durch die DW-Geschäftsleitung werteten. Vertreter der in einem Aktionsbündnis versammelten Gewerkschaften überbrachten ihre solidarischen Grußadressen an die vor dem Brandenburger Tor versammelte Kundgebung.
Anne Webert aus dem DJV-Bundesvorstand bezeichnete die Entscheidung des DW-Managements als „vollkommen unverständlich“. Angesichts einer global in Bedrängnis geratenen Pressefreiheit und des in Europa angekommen Kriegs, müssten der Qualitätsjournalismus und die DW weiter gestärkt werden. Christoph Schmitz, Mitglied im ver.di Bundesvorstand, warnte vor Tarifflucht in der DW, die immer mehr redaktionelle Arbeit an neu gegründete Auslandsstandorte auslagere. Er appellierte an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und die Ampelkoalition, die DW im Entwurf zum geplanten Tariftreuegesetz ausdrücklich mit aufzunehmen.