Deutscher Journalisten-Verband Landesverband Nordrhein-Westfalen

Auf der Seite radioplayer.de sind auch die NRW-Lokalradios vertreten

Eine Plattform für alle

Radio übers Internet hören? Für viele Menschen längst eine Selbstverständlichkeit. Wer im Netz einen bestimmten Sender sucht, ohne die genaue Adresse zu kennen, kann ihn über verschiedene Plattformen finden – darunter phonostar.de, tunein.com, radio.de, surfmusik.de, radioweb.de und radiolisten.de. Sie listen die Sender auf und verdienen teilweise damit Geld – durch Werbung.

„Es kann nicht sein, dass andere mit unseren Inhalten Geld verdienen“, findet Hendrik Wüst, Geschäftsführer des Verbands der Betriebsgesellschaften (BGen) der Lokalfunksender in NRW. Zur Abhilfe haben die privaten Radiosender in Deutschland eine eigene Plattform gegründet, auf der demnächst alle UKW-Stationen verfügbar sein sollen: radioplayer.de. Vorbild ist die britische Seite radioplayer.co.uk, die seit drei Jahren alle UKW-Sender in Großbritannien vereint – sowohl die der drei privaten Gesellschaften als auch die der BBC.

Privatsender als Vorreiter

In Deutschland sind bislang nur die 140 Privatradios Gesellschafter der Radioplayer Deutschland GmbH, die im August dieses Jahres gegründet wurde. Noch fehlen allerdings die öffentlich-rechtlichen Programme. Die Gespräche mit den Anstalten laufen, die Signale seien positiv, heißt es übereinstimmend von Hendrik Wüst und von Hans-Dieter Hillmoth, dem Geschäftsführer von Radio/Tele FFH. Er leitet auch die Geschäfte von Radioplayer Deutschland und hatte den Anstoß zur Gründung der Gesellschaft gegeben.

Seit Oktober gehört auch der BG-Verband der NRW-Lokalradios zu den Mitgliedern. Die fälligen Mitgliedsbeiträge decken unter anderem die Lizenzgebühren aus Großbritannien, die Umprogrammierung auf deutsche Gegebenheiten und die Betriebskosten der Plattform. Dabei zahlen alle Mitglieder den gleichen Beitrag, egal wie groß der Sender ist, sagt Wüst.

Für die UKW-Sender in Deutschland liegt die Zukunft in der digitalen Welt, allerdings nicht in DAB+, sondern eher im Internet. So steht es im Positionspapier des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) aus dem Oktober 2014. In der mobilen Nutzung „auf allen erdenklichen Endgeräten“ sieht der VPRT die Zukunft. Immerhin nutzen bereits 30 Millionen Menschen Audioprogramme über das Internet. Und 61,4 Prozent der Hörer tun diese sowohl mobil als auch stationär. Die Radiomacher wollen, dass ihre Sender auch in der digitalen Welt einfach und überall empfangbar bleiben und leicht zu finden sind.

„Ziel ist es, die Hörer bei uns zu halten“, sagt Wüst. Für die Lokalradios in NRW sei die Beteiligung an radioplayer.de die genau richtige Lösung: „So etwas selbst zu machen wäre schwierig geworden.“ Wer sich im Lokalfunk auskennt, ahnt, wie langwierig die Absprachen zwischen den Betriebsgesellschaften geworden wären. Umso erstaunlicher, dass sie sich bei radioplayer. de so schnell aufs Mitmachen geeinigt haben. „Hier bekommen wir ein ausgereiftes Produkt, alles aus einer Hand, mit der Möglichkeit, das Angebot mit Apps und anderem auszuweiten“, zählt Wüst die Vorteile auf.

Auffindbar sein im Netz

Für die Sender gibt es einen weiteren wichtigen Grund, sich um die zentrale Auffindbarkeit auf einer Plattform zu bemühen: „So können wir auf die Automobilindustrie zugehen, die sich überlegt, was nach UKW kommt und welche Technik in den Autoradios zum Tragen kommen soll.“ Mit radioplayer.de hätten die Sender eine überzeugende Antwort, meint Wüst. Immerhin sind alle beteiligten Sender über die Plattform auf Computern, Smartphones und Tablets zu hören – und zwar nicht nur die Livestreams der UKWProgramme, sondern auch die Webchannels. radioplayer.de ist nach eigenen Angaben ein Non-Profit-Projekt. Die Sender sind selbst für ihre Inhalte und die Vermarktung verantwortlich. Mitte November sind nur Angebote von FFH auf der Plattform zu finden, nach und nach sollen die anderen Sender folgen. Nach Unternehmensangaben soll die Aufschaltung „bis Ende des ersten Quartals 2015 soll abgeschlossen sein. Danach geht radioplayer.de offiziell an den Start“, hieß es in einer Pressemitteilung.

Wenn es soweit ist, wollen einige Sender auch Podcasts oder On-Demand-Inhalte anbieten, so dass Nutzer verpasste Sendungen zeitversetzt hören können. Bei vielen Sendern sollen zudem zusätzliche Inhalte wie Nachrichten, Wetter,
Votings oder Infos zu Interpreten zu finden sein, heißt es auf der Radioplayer-Seite. Allerdings: Solche zusätzlichen Inhalte muss auch jemand erstellen. Das hieße für die Mitarbeiter in den NRW-Lokalradios mehr Arbeit. Davon geht Hendrik Wüst aber nicht aus: „Erst mal kommt das Radio.“ Auch die eigenen Webseiten der Lokalradios müssten sich nicht ändern, es sei aber sinnvoll, radioplayer.de dort einzubetten.

Für Wüst bietet radioplayer.de die „technologische Antwort“ auf die „große Fragen des Internets“: Wer darf die Inhalte vermarkten? Anders als die Zeitungsverleger, die mit dem Leistungsschutzrecht eine rechtliche Lösung suchen, setzen die Sender auf Technik. Letztlich wollen die Radiomacher genau wie die anderen Medien im Internet hauptsächlich eins: mit ihren Produkten Geld verdienen; vielleicht haben sie mit radioplayer.de einen Weg gefunden.

Sascha Fobbe

JOURNAL 6/14

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