Deutscher Journalisten-Verband Landesverband Nordrhein-Westfalen

Medienszene NRW

70 Jahre Handelsblatt

Am 16. Mai 1946 erschien die erste Ausgabe des Handelsblatts – unter den widrigen Bedingungen des frühen Nachkriegsdeutschland: Die Papierzuteilung war rationiert, ein britischer Major prüfte für die Militärregierung vor Erscheinen jeden Text darauf, ob er demokratischen Grundsätzen entsprach.

Den 70. Geburtstag feierte das Handelsblatt Ende April mit einem großen Fest in Berlin und konnte sich über seine Sonderrolle unter den Tageszeitungen in Deutschland freuen. Die hat es nicht nur als tägliche Wirtschafts- und Finanzzeitung, sondern auch in anderer Hinsicht: Zwar liegt die Auflage mit knapp 124.000 Exemplaren heute um etwa ein Fünftel niedriger als vor 15 Jahren, aber der Trend konnte umgekehrt werden. Abonnenten und verkaufte Auflage steigen seit einer Weile wieder: Im ersten Quartal 2016 legten die Verkaufszahlen gegenüber dem Vorjahresquartal um rund 1.800 zu, ein Plus von 1,5 Prozent. Dazu trugen allerdings auch Bordexemplare bei, ohne die ein minimaler Verlust von 0,4 Prozent zu verzeichnen war. Die überregionalen Tageszeitungen verloren insgesamt im gleichen Zeitraum 5,4 Prozent.

Bei den Abozahlen legte das Handelsblatt im Vorjahresvergleich um 0,63 Prozent zu, während der Gesamtmarkt 4,6 Prozent verlor.Auch im digitalen Markt und beim Thema Paid Content ist das Handelsblatt nach eigenen Angabe erfolgreich. Danach stieg die Zahl der verkauften ePaper von knapp 22 000 im Vorjahresquartal auf mehr als 34.000 im ersten Quartal 2016 – ein Zuwachs von 58,2 Prozent.

Eine wesentliche Rolle bei dem Zuwachs spielte der Handelsblatt-Digitalpass, der neben dem ePaper auch die Nutzung des digitalen Premiumangebots umfasst. Dazu gehören die Handelsblatt Live-App, kostenpflichtige Premium-Artikel auf Handelsblatt Online und der Archivzugang.

Dass hochwertige Bezahlinhalte in diesem Bereich funktionieren, ist wiederum keine wirkliche Überraschung: Die Zielgruppe braucht gut aufbereitete Informationen und ist bereit, für diesen Wissensvorteil zu zahlen. Ähnlich gilt das für andere große Wirtschaftstitel wie die Financial Times in Großbritannien und das Wall Street Journal in den USA. Auch die Zeitung Politico mit hochkarätigen Informationen aus dem politischen Geschehen in Washington D.C. startete ursprünglich als Newsletter zu einem stolzen Preis. Seit gut einem Jahr erscheint in einem Joint Venture mit dem Axel Springer Verlag auch eine Europa-Ausgabe in Brüssel.

Neben dem digitalen Bereich setzt die Verlagsgruppe Handelsblatt auf Events, auf „Networking auf höchstem Niveau“ und weitere Angebote jenseits des Journalismus: Zusammengefasst wurde dieser Bereich im Handelsblatt Wirtschaftsclub, dem alle Abonnenten automatisch angehören. Clubmitglieder erhalten unter anderem diverse Newsletter und einen personalisierten Archivzugang für Handelsblatt und WirtschaftsWoche. Sie können kostenlose oder vergünstigte Studien, Dossiers und E-Books in der Bibliothek herunterladen und beziehen Kurzanalysen, Dossiers und wissenschaftliche Studien beim Handelsblatt Research Institute zum Vorzugspreis.

Im „Lounge“-Bereich locken Angebote rund um Wein, Kunst und Reisen, wie sie andere Medien heute auch bieten. Ein besonders großer Bereich umfasst Veranstaltungen, um die Leser-Blatt-Bindung zu stärken: Club-Gespräche, Buchvorstellungen, Zerassengespräche, Tagungen, Konferenzen, Leser-Dialoge. „Live-Journalismus“ nennt das Handelsblatt diese Angebote, die den Mitgliedern das Gefühl geben sollen, ganz nah am Puls des Geschehens zu sein./cbl

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