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DJV-NRW kritisiert Erzbistum Köln

Zu professionellen Umgang mit Kritik zurückkehren

18.07.2025
Ansprechpartner*in
Carmen Molitor

Andrea Hansen, Landesvorsitzende des DJV-NRW

„Medienkritik ist zulässig und wichtig. Aber man kann nicht einen Journalisten bezichtigen, dass er angeblich Menschen namentlich an den medialen Pranger stelle, um genau das dann mit ihm zu tun. Das geht gar nicht! Wir fordern das Erzbistum Köln auf, zu einem professionellen Umgang mit öffentlicher Kritik zurückzukehren“, so Andrea Hansen, Landesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes in NRW (DJV-NRW).

Anlass ist ein auf der Webseite des Erzbistums veröffentlichter offener Brief eines Amtsleiters, in dem ein Redakteur des Kölner Stadt-Anzeigers (KStA) persönlich angegangen wird. Die Rede ist von „menschenverachtender“ Berichterstattung, von einem fortgesetzten Versuch, das Erzbistum und den Kölner Kardinal zu „verunglimpfen“. Anlass für die Stellungnahme war der kritische Artikel um den Umgang mit Regenbogen-Symbolen bei der Eröffnung des Erzbischöflichen Bildungscampus Köln-Kalk im KStA.

Wenn das Erzbistum der Meinung ist, dass dieser Text angreifbar ist, kann es den Presserat anrufen oder juristisch dagegen vorgehen. Und das weiß das Erzbistum aus vergangenen, teils erfolgreichen Auseinandersetzungen unter anderem mit der BILD- Zeitung auch. Dass man sich für den Weg der öffentlichen Diffamierung entscheidet wie er ansonsten vor allem aus der Ecke politischer Extreme bekannt ist, legt aus Sicht des DJV-NRW nahe, dass es hier darum gehen könnte, einen kritischen Journalisten unter Druck zu setzen und damit mundtot zu machen.

Der betroffene Kollege gehört zu den renommiertesten Berichterstattern im Kontext der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Erzbistum Köln. Joachim Frank, Chefkorrespondent des KStA, war für diese Berichterstattung 2023 mit dem renommierten „Wächterpreis der Tagespresse“ ausgezeichnet worden und gilt als ausgewiesener Kenner der katholischen Kirche.

„Es ist in der Presseberichterstattung völlig üblich, Verantwortliche namentlich zu nennen, wo das der sachlichen Information dient. Das ist nicht mit einem „öffentlichen Pranger“ gleichzusetzen. An den hat das Erzbistum paradoxerweise jetzt aber den ihr unliebsamen Journalisten gestellt“, betont Hansen. „Dass kritische Berichterstattung dem Erzbistum nicht gefällt, mag man verstehen. Sie auf diese Weise zu diskreditieren ist aber ein Angriff auf demokratische Grundwerte und die Pressefreiheit.“

Ein bedauerlicher Einzelfall und nur die Meinung eines einzelnen leitenden Mitarbeiters? Bei weitem nicht. Es gibt Hinweise dafür, dass die Spitze des Erzbistums sich wohl grundsätzlich mit der Pressefreiheit schwertut: Dazu gehört, dass man einen solchen Brief auf der Homepage veröffentlicht.

Dazu passt auch, wie das Erzbistum am 15. Juli auf eine KStA-Umfrage zur Beliebtheit des Kardinals durch ein renommiertes Meinungsforschungsinstitut reagierte. Mit einer offiziellen Mitteilung versuchte man, das Ergebnis zu diskreditieren, indem man als treibende Kraft dahinter den Journalisten ausmacht, „der sich seit Jahren gezielt mit Negativ-Berichterstattung rund um das Erzbistum Köln befasst“.

Nicht zuletzt sei in diesem Zusammenhang auch an den „Maulkorb“ erinnert, den das Erzbistum Anfang 2021 durch eine Verschwiegenheitserklärung im Zusammenhang mit der Aufklärung der Missbrauchsvorwürfe von Journalist:innen einforderte.

Fast könnte man den offenen Brief wie einen kaum verhohlenen Boykottaufruf gegen die unliebsame Tageszeitung lesen. Der DJV-NRW erinnert daran, dass Einrichtungen wie die katholische Kirche gerade in Zeiten, in denen sich immer mehr Menschen radikalisieren, eine besondere Verantwortung haben: Sie dürfen solche Tendenzen nicht durch ihr Verhalten befördern. Denn das beschädigt nach Überzeugung des DJV-NRW die demokratische Gesellschaft.

Kontakt für Rückfragen: Carmen Molitor, Referat für Kommunikation und Marketing, Tel: 0171-1417269, Email: information@djv-nrw.de

Landesverband NRW Pressefreiheit
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